Abschlussausstellung “RÜCKZUGSORTE”
Im Baunataler Hof
Zu Beginn hatte ich die Idee von Porträts von Räumen. Aber im Laufe der Vorbereitung habe ich für mich entschieden, dass Rückzugsorte eigentlich einen physischen Abdruck der momentanen Nutzer*in darstellen. Denn im Grunde ist Architektur niemals anonym. Folglich sind intime Porträts entstanden. Besonders liegt mir dieser kurze flüchtige Moment der Verbindung zwischen mir und den Porträtierten am Herzen. Die abgebildeten Personen lassen mich unglaublich nah an sich heran.
Oft habe ich mir die Frage gestellt, inwieweit mein Fotografieren und Eingreifen eigentlich die Darstellung des Rückzugs entfremdet oder auch beeinflusst. Gewisser Maßen habe ich auch Direktiven gegeben und das Wetter abgewartet. Im Laufe des Prozesses habe ich mich entscheiden können, dass diese Direktive dem Porträt nicht schaden, da ich stets versucht habe in erster Linie, oder auch beginnend mit der jeweiligen Aufnahme, die Tätigkeit der Person in den Vordergrund zu stellen. Was sich dann daraus entwickelt hat, während ich beobachtet habe, habe ich nicht weiter beeinflusst. Erst mit dem Rufen des Namens, habe ich die Tätigkeit aktiv unterbrochen, um die Verbindung zur porträtierten Person herzustellen. Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass das Wecken der Personen aus Ihrem Rückzug sie im Bild anwesend macht. Dadurch konnte eine Art Zwischenraum entstehen, wie der Moment während des geweckt Werdens und zu sich Kommens. Ein kurzer Raum der Schutzlosigkeit oder auch Verletzlichkeit, da das volle Bewusstsein noch nicht erlangt worden ist.
Andererseits führt dieser kurze Moment des sich wieder seiner Anwesenheit bewusst Werdens zu einer tieferen Stufe der Intimität zwischen der Personen und der Betrachter*innen. Tiefer in dem Sinne, dass in erster Linie Zutritt zum verschlossenen Privatbereich gestattet wird, dieser überhaupt dokumentiert werden darf und schließlich auch noch eine Interaktion durch die Störung statt findet.
Im Grunde genommen ist der Rückzugsort das Mittel um die Porträtierten dazu zu animieren die Betrachter*innen in ihren geschützten Raum mitzunehmen. Es geht nicht darum die Menschen zu entblößen oder etwas besonderes aufzudecken, sondern das Zusammenbringen von Menschen und die Normalisierung einer Art menschlichen Verletzlichkeit.
Der Baunataler Hof ist ein Hotel, eine Gastsätte mit einem Imbiss. Das Hotel beherbergt größtenteils Dauergäste, die zur Arbeit dort sind. Vor allem zur Montage im naheliegenden VW-Werk. Genau das finde ich interessant. Denn diese Gäste leben in einem gemieteten und nicht selbst gewählten Rückzugsort.
"Charlotte" im Baunataler Hof Hotel
"Ewa" im Baunataler Hof Hotel
"Frederik" im Baunataler Hof Hotel
"Janni" im Baunataler Hof Hotel
"Max" im Baunataler Hof Hotel
"Mudda" im Baunataler Hof Hotel
"Peter" im Baunataler Hof Hotel
"Ruby" im Baunataler Hof Hotel
"Schröder" im Baunataler Hof Hotel
"Vadda" im Baunataler Hof Hotel